Baumschutz

StaTtblatt von Frank Wetzel vom 24.02.2021 // 

Der Erhalt von Bäumen ist ein emotional diskutiertes Thema. Fällungen in der Mönchhofstaße, in Wieblingen, im Mühltal und auf dem Königstuhl sind die letzten Beispiele. Das Fällen von Bäumen ist durch das Bundesnaturschutzgesetz, gemäß § 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatSchG zeitlich befristet: „In der Zeit vom 1. März bis 30. September ist es verboten, Bäume, die außerhalb gärtnerisch genutzter Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäune, Gebüsche und andere Gehölze abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen.“

Darüber hinaus sind Bäume in Heidelberg durch die Baumschutzsatzung ab einem vorgeschriebenen Stammumfang geschützt und dürfen nur nach beantragter Genehmigung gefällt werden. Und dennoch gibt es die oben genannten Fällungen? Die Grüne Gemeinderatsfraktion wird in solchen Fällen sehr oft angesprochen. Wir freuen uns, dass Bürger*innen sich an uns wenden und versuchen die Fragen zu beantworten. Kritische Bürger*innen sind wertvoll für das Gemeinwesen und wir stehen gerne zur Verfügung, auch bei anderen Themen.

Bei den oben genannten Beispielen konnten wir bis auf die Fällungen im Mühltal leider keine Abhilfe schaffen. Und das ausgesprochene Moratorium der Fällungen dort hat nicht die grüne Fraktion erwirkt, sondern ausschließlich der Einsatz von engagierten Menschen – Danke hierfür! Die weitere beabsichtigte Fällung im Mühltal wird nun vom zuständigen Fachamt, dem Landschafts-und-Forstamt, im Sommer vor Ort besprochen. Die Bäume im Wald sind nicht durch die Baumschutzverordnung geschützt, da sie nur in Gebieten mit bestehendem Bebauungsplan greift.

Die Fällungen auf dem Königstuhl wurden wie beabsichtigt durchgeführt. Wie ist das zu erklären? Die Arbeiten werden durchgeführt, um die vom Gemeinderat gesetzten Ziele der Waldentwicklung zu erreichen. Diese Ziele werden im 10-Jahresrhythmus festgeschrieben im sogenannten Forsteinrichtungswerk. Dieses Dokument wird dem Gemeinderat vorgelegt und verabschiedet. Sie finden es hier im Gremieninformationssystem der Stadt Heidelberg.

Hier einige der genannten Ziele:

– Berücksichtigung Klimawandel – Förderung von Eiche und Douglasie sowie einer Vielzahl anderer klima-stabiler Baumarten

– Vorrang der Erholungsfunktion in Erholungsschwerpunkten

– Der Biotop- und Artenschutz genießt in Naturschutz- und forstrechtlichen Schutzgebieten Vorrang gegenüber der Holzproduktion

– Nachhaltige Produktion und Nutzung des umweltfreundliche Rohstoffs Holz

– Freiwillige Zertifizierung nach PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) und FSC (Forest Stewardship Council)

– Das Alt- und Totholzkonzept wird umgesetzt, Stilllegung insgesamt 5% (FSC)

– Ziel Naturverjüngung bei angepassten Wildbeständen

– Geschützte Biotope, FFH (Fauna-Flora-Habitat)-Lebensraumtypen, Arten und deren Lebensstätten sowie Waldränder werden erhalten, gepflegt und gefördert

Das ist der politische Wille des Gemeinderates. Bitte beachten Sie besonders die geplante Naturverjüngungsfläche. Diese kann nur entstehen, wenn die Flächen ausreichend Licht bekommen. Das bedeutet aber auch ein Auslichten (Fällen) von älteren Bäumen. Wird die Fällung fachlich richtig ausgeführt, wird wertvolles Nutzholz im Wald gewonnen. Das war bis vor 20 Jahren noch das Hauptziel der Waldbewirtschaftung. Das hat zu Monokulturen geführt, und somit zu sehr labilen Wäldern, die für Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall sehr anfällig sind. Wird ein Teil dieser Bäume nun gefällt, ist es ein weiterer Schritt hin zu unserem gewünschten Naturwald, der Biodiversität und Erholung für die Bevölkerung bietet.

Der Schutz der Bäume in der Stadt ist durch die Baumschutzverordnung nicht ausreichen gegeben, da Bäume gefällt werden dürfen, wenn sie geplante Baumaßnahmen behindern oder verhindern. Hier brauchen wir eine wesentliche Verbesserung des Baumschutzes. Daran arbeiten wir und sind für Ihre Anregungen und Wünsche dankbar.

 

Stattblatt statt Stadtblatt: Das offizielle Stadtblatt der Stadt Heidelberg erscheint aufgrund der Karenzzeit vor der Landtagswahl derzeit ohne die Stimmen aus dem Gemeinderat, wo sich die Grüne Gemeinderatsfraktion jeden Mittwoch zu kommunalen Themen äußert. Da die Grüne Fraktion aber natürlich weiter aktiv ist und es genug zu berichten gibt, veröffentlichen wir jeden Mittwoch unseren Stattblatt-Beitrag sowohl hier auf unserer Homepage als auch über Facebook und Twitter.