Betriebshof-Planung: Chance für Stadtentwicklung nicht verspielen!

Derzeit läuft die Debatte über den Betriebshof. Am 6. Mai soll der Gemeinderat über den Neubau am Altstandort entscheiden. Die aktuellen Pläne stoßen bei vielen Bürger*innen und Fachleuten auf Unverständnis. Noch ist es nicht zu spät die Pläne anzupassen. Die Grünen-Fraktion setzt sich weiter für einen konstruktiven Weg und eine nachhaltige Lösung ein.

In den letzten Wochen und Tagen gab es viele Stimmen aus der Stadtgesellschaft, die sich unzufrieden zu den aktuellen Plänen für einen neuen Betriebshof mitten in Bergheim äußerten. Die Bürger*innen für Bergheim sprachen in einem Offenen Brief von einem „oberirdischen Klotz“ ohne „städtebauliche Einbindung“. Die Unterzeichner*innen fordern mehr Umsicht bei der Stadtentwicklung („Noch ist es nicht zu spät!“).

Architekt*innen und Stadtplaner*innen fordern ein Umdenken („Die letzte Chance, das Ruder noch herumzureißen“). Architekt Nils Herbstrieth zeigt mit einer Visualisierung, was an diesem Standort möglich wäre. In dem alternativen Entwurf kommen Wohnungen, Grünflächen, Geschäfte und Cafés auf dem Gelände unter.

„Wir danken der Heidelberger Stadtgesellschaft für die vielen konstruktiven Beiträge. Wir sollten die Bedenken und Ideen der Bürger*innen und Fachleute ernstnehmen. Die Vorschläge zeigen, da geht mehr und es lohnt sich, diese anzuschauen und zu bewerten“, so Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner.

Das vom Gemeinderat im Herbst 2019 mit den Stimmen von SPD, CDU, FDP, Heidelberger, Freie Wähler und AfD beschlossene „Zukunftskonzept Bergheim“ sah neben eines Betriebshofs am Altstandort auch die Entstehung von 100 % bezahlbarer Mietwohnungen in Händen der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg (GGH) und die Entwicklung von Konzepten für Grün- und Freiflächen mit hoher ökologischer Vielfalt und verbesserter Aufenthaltsqualität vor. In den aktuellen Plänen ist davon nicht viel übriggeblieben. „Die Bürger*innen bekommen mit der derzeitigen Lösung nicht das, was ihnen versprochen wurde“, so der Grüne-Fraktionsvorsitzende Derek Cofie-Nunoo.

Der geplante Betriebshof hat nicht die erforderliche Kapazität. Auf dem beplanten Areal kommen nicht alle Bahnen unter. Durch eine Bebauung in dieser Art wird nicht nur Wohnungsbau in Bergheim verhindert, sondern muss landwirtschaftlich genutzte und ökologisch hochwertige Fläche in Rohrbach oder Wieblingen für zusätzliche Abstellanlagen geopfert werden. Auch ein begehbares Dach täuscht darüber nicht hinweg. Es ersetzt keinen ebenerdigen Park oder versiegelte Grünflächen und ist für die Bürger*innen eher schwer zu erreichen, weder inklusiv noch barrierefrei. Ob ein solcher Park in 7 Metern Höhe von der Bürgerschaft angenommen wird, bleibt daher fraglich. Zudem entstehen dafür mit rund 20 Millionen Euro enorme Kosten. „Wenn sich der Gemeinderat für diese Lösung entscheidet, können fast 400 Wohnungen nicht gebaut werden“, gibt Stadtrat Steinbrenner zu bedenken.

Stadtrat Steinbrenner weiter: „Wir brauchen ein städtebauliches Konzept für ein urbanes und lebendiges Quartier in Bergheim mit hoher Aufenthalts- und Lebensqualität sowie eine zukunftsfähige Lösung für einen attraktiven ÖPNV in Heidelberg.“

„Wir stehen weiterhin für einen konstruktiven Austausch. Lasst uns diese Chance für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung in Heidelberg nicht leichtfertig verspielen und eine gute und nachhaltige Lösung finden“, betont Derek Cofie-Nunoo.

Foto: Kalkbreite in Zürich: Genossenschaftliche Wohnen über einer Straßenbahnhalle.

Fotograf: Martin Stollenwerk