Stadtblatt-Beitrag von Stadträtin Kathrin Rabus – Ausgabe vom 01.03.2023 //
Die meisten Heidelberger Eltern, deren Kinder eine Kita besuchen, kennen die Situation: Eine Mail kündigt aufgrund akuten Personalmangels verkürzte Öffnungszeiten für den nächsten Tag an. Das bedeutet, umzuorganisieren, frei zu nehmen oder eine andere Betreuung zu suchen. Den Kindern fehlt dann die verlässliche Tagesstruktur und die Angebote frühkindlicher Bildung. Für Kita-Leitungen und Erzieher*innen bedeutet der aktuelle Fachkräftemangel, verbunden mit dem sehr hohen Krankheitsstand, jeden Tag aufs Neue die Herausforderung, den Betrieb aufrechtzuerhalten und den Kindern gerecht zu werden. Wegen des Personalmangels werden wahrscheinlich manche Kinder im kommenden Kindergartenjahr nicht betreut werden können.
Der Fachkräftemangel führt zu Reduzierungen der Öffnungszeiten und weiteren Einschränkungen im laufenden Betrieb. Ursachen hierfür sind der demografische Wandel, die Konkurrenz im Ausbildungsbereich, der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz und die parallele Ausweitung der Öffnungszeiten, aber auch die schlechte Bezahlung und die fehlende Wertschätzung. Der Rechtsanspruch auf die Ganztagesbetreuung im Grundschulbereich wird die Situation noch verschärfen. Auch Corona hatte Auswirkungen, so dass die Situation der Kita-Träger aktuell schwieriger denn je ist.
Wir suchen auch in Heidelberg nach Lösungen und waren uns im letzten Ausschuss für Jugendhilfe einig, dass diese nicht auf Kosten der Qualität gehen dürfen. Der Ansatz, den Betreuungsschlüssel zu senken und die Gruppen zu vergrößern, kann maximal eine Notlösung sein, denn sie macht eine Differenzierung und spezielle Projekte und Angebote nach Bedürfnissen und Bedarfen der Kinder unmöglich. Und natürlich wirken sich größere Gruppen auch auf die Belastung der Erzieher*innen aus, die sowieso schon am Anschlag sind.
Die Stadtverwaltung wird 2023 gemeinsam mit den Trägern ein Paket an Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung erarbeiten, das speziell die Situation in Heidelberg angeht. Hierbei ist auch ein Austausch mit den Nachbarkommunen wichtig. Wir benötigen Betriebswohnungen für pädagogisches Personal und sollten über Zulagen und übertarifliche Bezahlung nachdenken. Zudem brauchen wir mehr Plätze für die praxisorientierte Ausbildung und eine schnellere Möglichkeit der Qualifikation für Quereinsteiger*innen.
Der Bildungsort und Lebensraum Kita ist genauso wichtig wie der Bildungsort Schule und sollte in unseren Überlegungen absolute Priorität haben. Denn hier werden die Grundlagen für das weitere Leben gelegt.