Stadtblattartikel von Frank Wetzel Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – Ausgabe vom 18.01.2023
Begrünte Fassaden sind ein wichtiger Baustein, um unser Stadtklima erträglich zu gestalten. Die Pflanzen verdunsten Wasser, erhöhen die Luftfeuchte und mildern somit die sommerliche Hitze ab. Die Blätter binden Staub, der beim nächsten Regen abgewaschen wird. Die Blätter dämpfen Lärm und beschatten die darunterliegende Fassade. Die Pflanzen bieten Vögeln Nist-, Brut-und-Futterplätze. Insekten, Spinnentiere und Kleinsäuger fühlen sich ebenfalls im dichten Laub wohl.
Die Auswirkungen der Klima-und-Biodiversitätskrise werden abgemildert – mitten in der bebauten Stadt, bei gleichzeitig sehr wenig Verlust an nutzbarer Fläche. Begrünte Fassaden konkurrieren nicht mit anderen Bauwerken, Infrastruktureinrichtungen oder Bäumen, da sie fast keinen zusätzlichen Platz beanspruchen. Nur der Wurzelraum sollte frei sein für die Pflanzung und Ausdehnung der Wurzel. Noch nicht einmal bewässern muss man diese Art der Begrünung. Kletterpflanzen sind Spreizklimmer, Winder oder Hafter. Somit besteht für unterschiedliche Fassadentypen die Möglichkeit, die passenden Pflanzen auszuwählen. Ein Schaden an der Fassade oder den Bauwerken ist somit ausgeschlossen. Die Wurzeln von Kletterpflanzen sind nicht penetrant und aggressiv, sie wölben kein Pflaster oder andere Beläge hoch.
Eigentlich nur Vorteile, doch schaut man nach begrünten Fassaden in Heidelberg, muss man lange suchen. Selbst bei zahlreichen Bauten der letzten Jahre findet man sie kaum. Folgende textliche Festsetzung in den Bebauungsplänen hat die Fassadenbegrünung in den letzten Jahren erfolgreich verhindert: „nicht durch Wandöffnungen gegliederte Fassaden mit mehr als 3 m Breite werden – soweit sie nicht grenzständig sind – dauerhaft mit kletternden oder rankenden Pflanzen begrünt. Je angefangene 2 m Wandlänge ist mindestens eine Pflanze vorgesehen.“ Doch diese Voraussetzung erfüllen die wenigsten Fassaden.
Wie schaffen wir es, den Anteil an begrünten Fassaden zu erhöhen? Der Erste Bürgermeister riet im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss vom 23.02.2021 unter anderem, die Fassadenbegrünung in neu zu erstellende Bebauungspläne als Teil der örtlichen Bauvorschriften einzubeziehen. Diesen Rat nehmen wir gerne auf und werden in der Sitzung des Ausschusses am 17.01.2023 unter TOP Ö7 „Vorhabenbezogener Bebauungsplan ‚Weststadt – Südlich der Brücke Hebelstraße‘ hier: Zustimmung zum Entwurf und Beschluss der öffentlichen Auslegung” für das Bauvorhaben eine Begrünung der Fassadenfläche von mindestens 25% beantragen. Und wir werden uns im Weiteren immer wieder für diese überaus wirkungsvolle und gleichzeitig extrem aufwandsarme Form der Stadtbegrünung und Klimafolgenabmilderung stark machen.