StaTtblatt* von Frank Wetzel vom 14.09.2022 //
Nicht erst seit diesem Sommer, dem zweitheißesten Sommer in der Rhein-Neckar-Region seit Beginn der Aufzeichnungen, erleben wir in Heidelberg die Auswirkungen von zunehmend starker Sonne und anhaltender Hitze. Ich werde nicht müde, in diesem Zusammenhang auf die Wirkung von Fassadenbegrünungen hinzuweisen. Fassadenbegrünung beschattet und kühlt die Umgebung durch Verdunstung, bietet Tieren Lebensraum, Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten. Sie fördert somit die Biodiversität – mitten in der Stadt. Fassadenbegrünung schützt die Fassade vor Umwelteinflüssen, sie filtert Staub und gasförmige Partikel aus der Umgebungsluft und bindet natürlich CO2. Außerdem verschönert sie unser Stadtbild, präsentiert sich ständig neu, zeigt die Jahreszeiten auf und macht graue Fassaden ansehnlich. Zudem können Kletterpflanzen können auch leckere Früchte bieten, wie Weintrauben, Klettergurke und Kiwi, ebenso die einjährigen Bohnen. Übrigens richten die allermeisten Pflanzen hierbei keinen Schaden an der Fassade an.
Begrünung kann grauen Fassaden das gewisse Etwas verleihen
Anlässlich der Radtour von Theresia Bauer unter dem Titel „Heidelberg atmet auf“ am 8. September konnte ich den zahlreichen Teilnehmer*innen im Neuenheimer Feld viele Anwendungen von Fassadenbegrünungen zeigen. Das Land geht hier im Gegensatz zur Stadt Heidelberg mit gutem Beispiel voran.
Eine Glycinie berankt an dünnen Stahlseilen ein Parkhaus im Neuenheimer Feld
Wichtig ist die Bodengebundenheit der Begrünung. Nur wenn die Pflanze auch in der Erde wachsen kann, hat sie eine dauerhafte Überlebenschance – und sei das Fleckchen Erde noch so klein. Dann ist auch nur ein Minimum an gärtnerischer Pflege notwendig. Pflanzen in Trögen oder sonstigen Behältnissen hingegen müssen ständig mit zu wenig oder zu viel Wasser klarkommen und bekommen keinerlei Düngung, dies schaffen nur wenig Pflanzen. Begrünungen, die in sogenannten Bewässerungstaschen an der Fassade hängen, sind sehr aufwändig bei der Pflanzung und in der Pflege. Auch muss das Gewicht des Substrates von der Wand und den Befestigungsteilen getragen werden. Im Gegensatz dazu brauchen in der Erde wachsende Pflanzen kein technisches Beiwerk wie Bewässerungsgefäße und Pumpen, die das Wasser in die Höhe fördern. Deshalb ist es wichtig, bereits bei der Planung am Gebäude entlang einen kleinen Streifen für die Begrünung freizulassen.
Diese Rankpflanze bewächst einen Treppenhausschacht bis ganz nach oben und kommt dabei mit minimalem Bodenkontakt aus
Ein großes Plus der Fassadenbegrünung ist auch, dass sie nicht in Flächenkonkurrenz zu Gebäuden steht. Der starke Zuzug in Ballungsgebiete sorgt für Nachverdichtungen und dies meist zum Nachteil von Stadtgrün. Hier kann das Grün an der Außenwand Abhilfe schaffen. Und es gibt so gut wie keine Fassade, für die es nicht eine Begrünungsmöglichkeit gibt.
Zusammenfassend möchte ich mein Unverständnis ausdrücken, warum in Heidelberg nicht alle Gebäude, an denen Fassadenbegrünung nur irgendwie möglich ist, begrünt sind. Die Möglichkeit, mit so wenig Aufwand derart viel zu erreichen, gibt es selten und schon gar nicht im Bereich Klima- und Artenschutz. Ich hoffe, ich konnte Ihr Interesse wecken und vielleicht kann ich dann auf einer Radtour in den nächsten Jahren auch Ihr Gebäude, Ihre Garage etc. als gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Fassadenbegrünung präsentieren.
*StaTtblatt statt Stadtblatt: Das offizielle Stadtblatt der Stadt Heidelberg erscheint aufgrund der Karenzzeit vor der Oberbürgermeisterwahl derzeit ohne die Stimmen aus dem Gemeinderat, wo sich die Grünen-Gemeinderatsfraktion jeden Mittwoch zu kommunalen Themen äußert. Da die grüne Fraktion aber natürlich weiter aktiv ist und es genug zu berichten gibt, veröffentlichen wir jeden Mittwoch unseren Stattblatt-Beitrag sowohl hier auf unserer Homepage als auch über Facebook, Twitter und Instagram.
Fotos: ⒸGrüne Heidelberg