Stadtblatt-Beitrag von Stadträtin Marilena Geugjes – Ausgabe vom 03.05.2023 //
Das Projekt “Freie Gehwege” startet nun in Heidelberg, was wir begrüßen. In zunächst fünf Straßen wird geahndet, wenn Autos auf dem Gehweg abgestellt werden. Was viele nicht wissen: Das ist keine Änderung der Rechtslage. Gehwegparken war schon immer verboten, es wurde nur nicht dagegen vorgegangen. Gehwegparken lässt dem Fußverkehr nicht genug Platz auf dem Gehweg. Er muss darum oft auf die Fahrbahn ausweichen. Besonders gefährlich ist das für Kinder, vor allem auf ihrem Schulweg. Die ersten fünf Straßen wurden deshalb aufgrund des Sicherheitsaudits für Schulwege ausgewählt. Auch für Menschen mit Behinderungen kann es gefährlich sein, auf die Fahrbahn ausweichen zu müssen, für Rollstühle, Kinderwagen und Rollatoren ist meist nicht genug Platz auf dem Gehweg. Genau wie für radfahrende Kinder, die bis zum Alter von acht Jahren auf dem Gehweg fahren müssen.
Aber Gehwegparken blockiert nicht nur die Gehwege, sondern häufig auch die Fahrbahn. Das behindert Rettungskräfte massiv bei ihrer Arbeit, wie beispielsweise Feuerwehr oder Krankenwagen. Vergangene Woche hat die Feuerwehr Heidelberg bei einem Termin mit dem Amt für Mobilität in Handschuhsheim gezeigt, wie schwer es ist, in zugeparkten Straßen einen Einsatz zu fahren. Schon beim Anrücken verlor sie wertvolle Minuten, weil sie aufgrund der verengten Fahrbahn eingewiesen werden musste. Die Türen der Fahrzeuge waren kaum zu öffnen und die Feuerwehrleute hatten Probleme, Werkzeug und Schläuche herauszuholen. Die Drehleiter, die für die Personenrettung besonders wichtig ist, konnte ihre Aufstellfüße nicht ausfahren und war deshalb in ihrer Reichweite stark eingeschränkt. Teilweise waren Hydranten zugeparkt und der Schlauch hätte 50 Meter weit ausgerollt werden müssen, um an Wasser zu kommen. In einem richtigen Einsatz sorgt das alles für verlorene Minuten, die im schlimmsten Fall über Leben und Tod entscheiden können.
Im Verlauf des Jahres 2023 wird die Stadt ein Gesamtkonzept erstellen, das in ganz Heidelberg für freie Gehwege sorgen soll. Es wird in den städtischen Gremien vorgestellt und dann Schritt für Schritt umgesetzt, damit die Anwohner*innen ihr Mobilitätsverhalten anpassen können. Leider wird fälschlicherweise immer wieder die Stadt in der Verantwortung gesehen, kostenlose Parkplätze im öffentlichen Raum für private Autos zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich gilt aber, dass wer sich ein Auto anschafft, auch selbst für eine legale Abstellmöglichkeit sorgen muss. Wir wissen natürlich, dass dies in verdichteten Gründerzeit-Quartieren ohne Tiefgaragen bisweilen nicht einfach ist. Deswegen befürworten wir es, hier mit einem mehrjährigen Programm vorzugehen.
Foto: Philipp Rothe