Grüne fordern mehr Angebote für junge Menschen in Heidelberg JETZT!

Pressemitteilung vom 14. Juli 2021 – Gemeinderatsfraktion Bündnis 90/Die Grünen //

Um die Diskussion um die Vorgänge auf der Neckarwiese und in der Altstadt wieder zu versachlichen, macht die Grüne Fraktion deutlich, dass es endlich darum gehen muss, konkrete Angebote für junge Menschen zu schaffen und die bereits bestehende strukturelle Benachteiligung zu beseitigen. Heidelberg ist die jüngste Stadt Deutschlands, hat aber viel zu wenig passende Angebote für junge Menschen.

Deshalb fordern die Grünen von der Stadtverwaltung die sofortige Umsetzung von mehr Angeboten für junge Menschen. Und sofort bedeutet hier, dass die Angebote bereits in den nächsten Tagen und Wochen entstehen!

Dafür sollen außerplanmäßige Mittel für ein Sofortprogramm im Rahmen der Corona-Hilfen für die nächsten beiden Jahre zur Verfügung gestellt werden. Die Verwaltung soll kurzfristig ermitteln, welche Mittel benötigt werden und eingestellt werden müssen.

Sport

· zusätzliche Spiel- und Sportstätten auf der Neckarwiese und in den Stadtteile

· neue Pump-Tracks, Skate-Anlagen, Calisthenics-Parks, Basketballplätze, legale MTB-Trails und weitere informelle Sportangebote

· Kurse mit dem Fokus auf junge Menschen, z.B. Crossfit oder Freeletics

Kultur

· Open-Air-Partys mit professionellen Veranstalter*innen, z.B. ein Rave auf dem Airfield

· schnell Airfield temporär zur vielseitig nutzbaren Fläche umfunktionieren

· Clubs und Diskotheken gestatten, Tanz unter freiem Himmel bei Einhaltung der „3G-Regel“ zu
ermöglichen (ggf. Modellversuche oder Sonderregeln beim Land beantragen)

· Ausschreibung von städtisch geförderten Pop-Up Clubs für ½ Jahr nach Corona

· Suche nach temporären Indoor- und Outdoor-Flächen für Veranstalter*innen

· gemeinsam mit Vertreter*innen der Clubszene und der Livemusik-Spielstätten schnellstmöglich Strategien und Konzepte zur kontrollierten Öffnung der Kultureinrichtungen entwickeln

· Entwicklung von neuen zielgruppenspezifischen Konzepten gemeinsam mit Clubbetreiber*innen

· Schaffung von weiteren nicht-kommerziellen und zumindest zum Teil wetterunabhängigen Treffpunkten für junge Menschen in jedem Stadtteil (siehe Haushaltsantrag “Masterplan für Treffpunkte für junge Menschen”)

· Entwicklung eines Jugendkultur-Konzepts für die nächsten Jahre, das auch die künstlerische Nachwuchsförderung im Blick hat. Es mangelt an Proberäumen, Ateliers und Auftrittsmöglichkeiten für junge Künstler*innen. Hier fordern wir die Stelle eines*r Beauftragten für Jugendkultur als Schnittstelle zwischen jungen Menschen und Verwaltung/Politik.

Freizeit

· umfangreiche Infokampagne für Jugendliche über geeignete (!) Kanäle zu verschiedenen Freiflächen in Heidelberg

· Förderstrategien zur Schaffung neuer Orte für junge Menschen ohne Konsumzwang, auch außerhalb bekannter Jugendtreff-Konzepte

Allgemein

· verstärkte Zusammenarbeit zwischen Polizei, KOD und Jugendsozialarbeiter*innen unter Einbezug des Jugendgemeinderats, Kulturschaffenden und den Nachtbürgermeister*innen/ Szene-Vertreter*innen

· Einrichten einer Task Force: JuGR, SMV, Studierendenvertretung

· Einbeziehen von Jugendlichen in alle Entscheidungen, Ausbau der Kinder- und Jugendbeteiligung

· Impfaktionen für Jugendliche

In der öffentlichen Diskussion geht es bezüglich junger Menschen und ihres Ausgehverhaltens oft überwiegend um Störendes und Fehlverhalten, meist aber weniger um die Ursachen. So erschöpft sich diese Diskussion dann auch häufig darin, welche weiteren potenziellen Verbote und Einschränkungen notwendig sind, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden.

Es ist aber von allergrößter Bedeutung, sich mit der Situation junger Menschen in der Pandemie auseinanderzusetzen und ihre Probleme und Bedürfnisse wahr- und ernstzunehmen und ihnen auch Räume zur Verwirklichung ihres Lebensgefühls anzubieten. Ein öffentlicher Diskurs, der sich vorwiegend um Ausschreitungen, Gewalt und Law&Order-Ansätze dreht, bringt uns gesellschaftlich nicht weiter und lässt die augenfällige Relevanz des Nachtlebens und dessen Wegfall außer Acht.

Mit der Schließung der Freizeiteinrichtungen, der Clubs und der Musik-Locations gleich zu Beginn der Pandemie wurden die jungen Menschen ihrer Orte beraubt, die untrennbar mit ihrer Identität und ihrem Lebensgefühl verbunden sind. Dies in Verbindung mit der anhaltenden Schließung von Schulen, Universitäten, Sporteinrichtungen und den strengen Kontaktbeschränkungen hat Jugendliche und junge Erwachsene massiv getroffen. Sie sind es, die überproportional stark unter den Einschränkungen der Pandemie leiden und das in einer Lebensphase, in der sich Kennenlernen, sich ausleben und feiern zum Lebensgefühl und zur individuellen Entwicklung gehören. Die entsprechenden Zahlen aus psychiatrischen Ambulanzen, von Therapeut*innen und anderen Fachstellen sind alarmierend. Doch es fehlt an einer Lobby für junge Menschen, die in der öffentlichen Wahrnehmung anscheinend einfach nur etwas Verzicht und Solidarität üben sollen.

Aber genau das haben sie doch schon lange Zeit klaglos getan. Nun brauchen wir dringend Konzepte, wie schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden kann. Denn: während mit „3G“ (geimpft, genesen, getestet) mittlerweile sogar die Europameisterschaft in großen Stadien durchgeführt wurde, sind Clubs beispielsweise immer noch geschlossen und das Tanzen ist verboten. Es braucht Perspektiven und Impfangebote für junge Menschen. In einigen Städten gibt es bereits gute Ansätze, die dringend auf ihre Umsetzung in Heidelberg evaluiert und angepasst werden sollten. Die ersten, einfach umsetzbaren Maßnahmen müssen bereits zu Beginn der Sommerferien verfügbar sein!

Bild: Florian Freundt