Heidelberg eignet sich nicht als Blaupause für den kommunalen Klimaschutz

Hauptversammlung des Städtetags in Heidelberg: Was Heidelberg im Klimaschutz von anderen Städten lernen kann

„Heidelberg eignet sich nicht als Blaupause für den kommunalen Klimaschutz“

Die Hauptversammlung des Städtetags Baden-Württemberg ist in Heidelberg zu Gast. Heidelberg kann zum Schwerpunktthema „Klimaschutz“ eigene Musterprojekte vorstellen und muss sich gleichzeitig Best-Practice aus anderen Städten – wie bspw. Ulm und Freiburg – abschauen. Denn um bis 2040 tatsächlich klimaneutral zu sein, muss die Stadt Heidelberg ihr Tempo im Klimaschutz vervielfachen.

„In Heidelberg wurden mit dem Wärmespeicher im Pfaffengrund oder auch dem Passivhaus-Standard in der Bahnstadt Klimaschutz-Projekte umgesetzt, die zurecht als Beispiele präsentiert werden. Dennoch hinkt die Stadt ihren selbstgesteckten Klimaschutzzielen weit hinterher. Im aktuellen Klimaschutz-Gutachten des ifeu-Instituts für Heidelberg attestieren die Wissenschaftler*innen der Stadt immensen Nachholbedarf und fordern höchstes Tempo bei der Maßnahmenumsetzung. Heidelberg eignet sich nicht als Blaupause für den kommunalen Klimaschutz“, erklärt Grünen-Stadtrat Dr. Nicolá Lutzmann.

Um im Klimaschutz schneller voranzukommen, sollte sich die Stadt Heidelberg an Best-Practices aus anderen Städten in Baden-Württemberg orientieren. Die Stadt Ulm führt die bundesweite “Solarbundesliga” an. Obwohl bezogen auf die Einwohnerzahl kleiner als Heidelberg, ist in Ulm mehr als die anderthalbfache Solarstrom-Leistung ausgebaut. Ulm hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 im Stadtgebiet 200 MW Photovoltaik-Leistung installiert zu haben. Das verdeutlicht, dass die Heidelberger Zielsetzung mit 25 MW bis 2025 nur ein Anfang sein kann und ehrgeiziger werden muss.

Die Grünen-Stadträtin Dr. Ursula Röper betont: „Wir müssen zügig große PV-Anlagen bauen, um mehr erneuerbaren Strom in Heidelberg zu erzeugen. Dafür muss schnell eine Liste mit Positivflächen erarbeitet werden, auf denen Freiflächen-Solaranlagen errichtet werden können. Über Gespräche mit Gewerbe, Industrie und Einzelhandel sollen große Dachflächen und Parkplätze im innerstädtischen Raum für die Solarenergie gewonnen werden. Außerdem sollten Schulhöfe und große versiegelte Plätze teilweise mit halb-lichtdurchlässigen Photovoltaik-Anlagen überdacht werden.“

Freiburg eignet sich als Vorbild für entschlossene Investitionen in den Klimaschutz. Im Rahmen des „Zukunftsfonds Klimaschutz“ werden zwischen 2023 und 2028 120 Millionen Euro in den Klimaschutz investiert. Auf die Größe Heidelbergs gerechnet wären das 14,2 Millionen Euro pro Jahr. Auf die Mittel des Fonds können sich Ämter, Eigenbetriebe und städtische Gesellschaften bewerben. Die Mittel werden vom Gemeinderat nach Beratung durch einen wissenschaftlichen Fachbeirat vergeben. Ein entscheidendes Bewertungskriterium ist dabei die CO2-Ersparnis pro Euro. Dadurch werden finanzielle Anreize für alle Ämter und städtischen Gesellschaften gesetzt, Maßnahmen zur CO2-Einsparung zu entwickeln und sichert die Finanzierung von Klimaschutz zu.

Grünen-Stadträtin Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg macht klar: „Das Setzen von Klimazielen reicht nicht aus, die zuständigen Ämter müssen auch mit ausreichend Ressourcen ausgestattet werden. Die Ämter in Heidelberg sind seit Jahren personell unterbesetzt. Klimaschutz lässt sich nur entschlossen umsetzen, wenn ausreichend Mittel für Investitionen und Personal bereitgestellt werden. Die Heidelberger Stadtspitze hat die Priorität in der Vergangenheit nicht ausreichend auf wirksamen Klimaschutz gelegt, hier muss ein neues Denken und Handeln einsetzen.“

Foto: Florian Freundt