Stadtblatt-Beitrag von Stadträtin Anita Schwitzer – Ausgabe vom 12.07.2023 //
Heidelberg ächzt unter 34 Grad, das Weltklima verzeichnet den bisher heißesten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Die Gründe liegen auf dem Tisch, wir alle wissen, um was es geht. Jede*r einzelne kann die eigenen Alltagsroutinen überdenken und auf Nachhaltigkeit ausrichten: das Auto stehen lassen, ÖPNV nutzen oder zu Fuß gehen, online-Bestellungen reduzieren und wieder vor Ort einkaufen, den Schottergarten abschaffen und begrünen usw.
Aber auch die Stadt muss sich den vielfältigen Problemen der gravierenden Klimaveränderung stellen. Besonders betroffen sind alte Menschen, (Klein-)Kinder, (chronisch) Kranke, Menschen mit Behinderungen, Menschen mit psychischen Erkrankungen. Viele haben ein niedriges Einkommen, so dass eine Klimaanlage nicht angeschafft werden kann. Die städtischen Angebote und Einrichtungen für diese Menschen müssen sich den neuen Erfordernissen stellen durch Schulungen und bauliche Maßnahmen. Eine Warn-App ist sinnvoll, aber reicht nicht, um die gefährdeten Gruppen zu erreichen.
Ein Blick nach Frankreich, einer der Vorreiterstaaten in Sachen Hitzeschutz für die Bevölkerung, zeigt, was alles getan werden kann: groß angelegte Aufklärungskampagnen, ältere alleinstehende Menschen werden direkt von städtischen Mitarbeiter*innen besucht und auf Hilfsmaßnahmen gegen die Hitze angesprochen. Ein Konzept zu diesem Thema wird auch schon im Heidelberger Umland umgesetzt – vorgestellt auf der kürzlich stattgefundenen kommunalen Gesundheitskonferenz. Viele dort empfohlene Maßnahmen lesen sich wie eine Zusammenfassung der seit Jahren vor(an)gebrachten Forderungen grüner Politik: Entsiegeln von Flächen, versickerungsfähige Bodenbeläge – gerade im städtischen Raum, der sich durch Asphalt und Stein stärker aufwärmt und langsamer abkühlt -, intensive Fassadenbegrünung, Erhalt alten Baumbestandes, neue Baumpflanzungen.
Geplante Trinkbrunnen müssen zügig umgesetzt werden, ebenso Nebelduschen, begrünte Pergolen als Schattenspender, Sonnensegel – gerne in Regenbogenfarben. Es gibt vielfältige Möglichkeiten. Wir brauchen kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen, eine gute Beratung und Begleitung der Stadtgesellschaft. Hitzeschutz ist ein Querschnittsthema, das in der Gestaltung von Arbeitsbereichen ebenso mitgedacht werden muss wie bei der Stadtentwicklung und bei konkreten Baumaßnahmen. Hilfreich ist eine Identifikation von Hitzeinseln und eine Analyse der demographischen Struktur, um Gefährdungspotentiale der jeweiligen Stadtteile zu ermitteln. Ein erweitertes Konzept des Quartiersmanagements sollte unter Beteiligung der Bürger*innen klimaresiliente Quartiere schaffen, damit Heidelberg immer mehr eine grüne und im Sommer kühlere Stadt wird.
Foto: Florian Freundt