Inklusion in Heidelberg

Stadtblatt-Beitrag von Kathrin Rabus und Dr. Nicolá Lutzmann – Ausgabe vom 10.05.2023 //

Am letzten Freitag war der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Aus diesem Anlass veranstaltete der RNV mit dem Beirat von Menschen mit Behinderung eine Aktion, die die Barrierefreiheit von Bussen und Bürgersteigen auf den Prüfstand stellte. Das Aktionsbündnis Inklusion organisierte eine Demo und forderte mehr Inklusion in Heidelbergs Kulturlandschaft.

Es ist wichtig, genau diese Tage zu nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, wo es noch dringenden Handlungsbedarf gibt: Zum Beispiel bei der Betreuungs- und Bildungssituation in Heidelberg. Kinder mit Behinderung haben das Recht auf Teilhabe an Bildung, Gemeinschaft und Freizeit. Im letzten Herbst richteten sich Eltern von Kindern mit Behinderung mit einem Schreiben an den Gemeinderat und schilderten ihre Situation. Auf der Warteliste der integrativen Kindergärten “Pusteblume” der Lebenshilfe standen Anfang des letzten Kindergartenjahres 70 Kinder für 20 Plätze. Die Regeleinrichtungen in Heidelberg sind meist noch längst nicht auf Inklusion eingestellt und verfügen oft nicht über die fachlichen, räumlichen und personellen Ressourcen. Wir müssen deshalb als Kommune alles dafür tun, unsere Kitas zu ermächtigen, inklusiv zu sein und welche zu eröffnen, in denen Kinder mit Behinderung optimal betreut und gefördert werden.

In den Schulen ist die Situation insofern anders, als es eine Schulpflicht gibt und das Recht auf inklusive Beschulung im Schulgesetz verankert ist. Auch hier gibt es Modellprojekte, wie beispielsweise das Kooperationsprojekt an der Bahnstadtschule, das den Bedarf aber längst nicht deckt. Wir brauchen daher mehr solcher Angebote und über die Stadt verteilt. Bestenfalls als Kooperationsprojekt mit einem der Sozialpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) in der Stadt, aber auch als inklusives Projekt in Regeleinrichtungen mit Beratung und Begleitung.

Fast unbemerkt hat in diesem Schuljahr das Bunsen-Gymnasium mit erheblichen Aufwand, aus eigenen Mitteln und beeindruckendem und teilweise ehrenamtlichem Einsatz der Lehrer*innen zusammen mit der Graf von Galen-Schule eine inklusive Klasse eröffnet. Wir konnten dort einen Vormittag hospitieren und sind begeistert von der Lebendigkeit des Unterrichts, dem spürbaren Zusammenhalt in der Klasse und vor allem vom Engagement der Lehrer*innen.

Inklusion von behinderten Kindern darf nicht nur vom Willen und Engagement einzelner Menschen und Einrichtungen abhängen, sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie ist ein Menschenrecht und wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass Teilhabe nicht länger ein Privileg und abhängig von Glück ist, sondern für alle Menschen selbstverständlich.