Innenstadt der Zukunft: „Den Menschen Raum und Freiheit geben!“

Die Galeria-Kaufhof-Filiale am Heidelberger Bismarckplatz schließt bis Januar 2024. Eine bittere Nachricht für die Beschäftigten. Doch es geht nicht nur um die Zukunft und Nachnutzung oder Zwischennutzung des Kaufhof-Gebäudes an exponierter Stelle, sondern um eine nachhaltige und zukunftsorientierte Innenstadtentwicklung. Die Grünen-Fraktion diskutierte mit Expert*innen über die Zukunft der Innenstadt.

Wie lassen sich Bismarckplatz, Kurfürstenanlage, Hauptstraße und Poststraße neu gestalten? Wie kann Heidelberger als Einkaufsstadt attraktiv und lebendig bleiben? Was braucht unsere Innenstadt? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Grünen-Fraktion bei ihrer Veranstaltung „Kaufhof-Aus: Was braucht unsere Innenstadt?“ am 19. April 2023.

Nils Herbstrieth, Architekt und Stadtplaner, und Dirk Rulffes, Architekt und Stadtträumer vom Verein Neckarorte e.V. forderten in ihrem Impulsvortrag: „Innenstadt anders denken! Mehr Mut für anderes! Ergänzen was schon da ist macht neugierig und bietet neue Räume zum Ausprobieren!“ Als Beispiel für eine gelungene Umnutzung zeigten sie den Hertie in Herne. Beim Galeria-Gebäude könne man sich so durchaus vorstellen, dass im Erdgeschoss weiter eine Einkaufszone vorhanden sei, weiter oben aber Wohnraum entstehe und eventuell ein öffentlich zugänglicher Dachbereich.

Einzelhändlerin Susanne Schaffner vom Citymarketingverein Pro Heidelberg sagte: „Heidelberg ist im Vergleich zu anderen Städten nach wie vor eine attraktive Einkaufsstadt. Um die Attraktivität der Innenstadt zu wahren, braucht es auch Veränderungen wie die Aufwertung von Plätzen durch neue Sitzmöglichkeiten und die Verschönerung und Modernisierung von Bismarckplatz und Anatomiegarten.“

Architekt Gerd Erhartt vom Architektenbüro „querkraft“ aus Wien appelliert: „Mut zum Wandel! Den Menschen Raum und Freiheit geben!“ Sein Plädoyer: „Der Individualverkehr und die Autos gehören aus unseren Städten verbannt, damit diese wieder lebenswert werden.“ Wie das funktioniert, zeigte er am Beispiel Ikea Wien Westbahnhof. Unter dem Motto „we want to be a good neighbor“ wurde hier aus einem abrissreifem Geschäftshaus eine der unkonventionellsten Ikea-Filiale: Ein Möbelhaus komplett ohne Auto-Parkplätze, größere Einkäufe liefern Elektro-Lkw! Die Dachterrasse ist öffentlich und ohne Konsumzwang zugänglich. Ein perfekter Ort zum Verweilen, Plaudern oder Kaffeetrinken. Es entstand mitten in der City ein urbanes, autofreies Einrichtungshaus mit Hostel, öffentlicher Dachterrasse und 160 Bäumen.

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Derek Cofie-Nunoo brachte es beim Blick auf die Entwicklung der Innenstadt auf den Punkt: „Wir müssen uns mehr öffnen und spüren, dass es sich lohnt, auch Veränderungen mal anzunehmen – weil diese nicht nur bedrohlich sind, sondern auch positiv sein können.“ Moderator Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner resümierte. „Wir haben spannende Impulse und inspirierende Best Practice-Beispiele erhalten. Das Beispiel aus Wien hat gezeigt, wie ein solches Projekt einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten kann, wenn die politischen Rahmenbedingungen dafür gesetzt werden.“

Nach Impulsvorträgen der Referent*innen gab es Zeit für Fragen aus dem Publikum. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich: Unsere Innenstadt braucht eine höherer Aufenthaltsqualität, konsumfreie Begegnungsorte, mehr Sitzmöglichkeiten zum Verweilen, Grünflächen und Stadtbegrünung, Zwischennutzungen von Leerständen, Mischnutzungen (z.B. Handel, Freiräume, Wohnen, Gastronomie, Kultur) und eine bessere ÖPNV-Anbindung ins Umland.

Im Anschluss hatten alle Teilnehmer*innen die Möglichkeit, eigene Ideen an Moderationswänden zu hinterlassen:

Wir bleiben am Thema dran!

Was braucht unsere Innenstadt? Schreiben Sie uns Ihre Ideen per E-Mail an geschaeftsstelle@gruene-fraktion.heidelberg.de

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung: Hier klicken!

Foto: Ikea Wien Westbahnhof, querkraft-ZOOMVP

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