Stadtblatt-Beitrag von Nicolá Lutzmann und Dorothea Kaufmann – Ausgabe vom 08.11.2023 //
Rechtsextremismus, Rassismus und Neonazismus sind menschenverachtend und tödlich! Das konnte die Heidelberger Delegation an den Gedenkfeiern im Lager Gurs dieses Jahr bewegend nachvollziehen. Theo Happes, der Vertreter des Jugendgemeinderats, war mit anderen badischen Jugendlichen eine Woche lang zu verschiedenen Gedenkorten in Frankreich unterwegs; Nicolá Lutzmann sprang als Vertreter der Stadt ein, konnte aber aufgrund der Kurzfristigkeit leider nur an den Gedenkveranstaltungen in Gurs teilnehmen.
Vorauseilender Gehorsam der badischen Nationalsozialisten verschuldete die erste planmäßige Deportation von Juden aus Deutschland, am 22.10.1940 wurden über 6500 Menschen aus Baden in das Lager Gurs gebracht. Die Eisenbahntransporte waren dem damaligen Vichy-Regime unangekündigt an die Grenze gefahren worden, in den wartenden Zügen wurde das Leid noch unerträglicher. Durch das heftige Regenwetter und den Ausbruch von Krankheiten starben gerade in den ersten Wochen viele Ältere, Kranke und Kinder. Als die Vernichtungsmaschinerie Deutschlands „durchorganisiert“ war, wurden ab 1942 die Überlebenden – erneut in grausamen Transporten – nach Auschwitz zur Ermordung “verlegt”.
Das Erinnern vor Ort wird umso wichtiger, da überlebenden Zeitzeugen ihre Geschichte auf Grund des Alters kaum noch weitergeben können. Daher war es eine eindrückliche Erfahrung, zwei Zeitzeugen beim gemeinsamen Abendessen erleben zu dürfen.
Erschreckend ist es, dass es auch in unserem Gemeinderat und in den Bezirksbeiräten wieder Menschen gibt, die in einer Partei Mitglied sind, welche in Baden-Württemberg wegen des Verdachts auf rechtsextremistische Bestrebungen vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Wir müssen auch in Vereinen deutliche Zeichen setzen und dürfen Mitgliedern einer solchen Partei keinen Raum bieten.
Hier in Heidelberg gedenken wir am 09. November um 18.00 Uhr auf dem Alten Synagogenplatz in der Altstadt (Große Mantelgasse/Ecke Lauerstraße) der Reichspogromnacht von 1938. Dieses Datum markiert einen der schlimmsten Momente des Antisemitismus, den wir nicht vergessen dürfen. Wir erinnern uns an die Zerstörung von Synagogen, die Plünderung jüdischer Geschäfte und der Misshandlung von Menschen. Diese Menschenverachtung darf nie in Vergessenheit geraten, um sicherzustellen, dass sich solche Ereignisse niemals wiederholen.
Gemeinsam mit allen Bürger*innen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, können wir eine starke Botschaft der Solidarität mit der jüdischen Bevölkerung aussenden und dafür sorgen, dass Heidelberg ein Ort bleibt, an dem Menschen aus verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen in Frieden und Harmonie zusammenleben können. Wir hoffen auf Ihr zahlreiches Kommen.
Abbildung: Auf einem Stelen-Weg für alle jemals im Lager Gurs internierten Menschengruppen steht auch eine Stele für die Deportierten aus Baden. (Foto: Grünen-Fraktion Heidelberg)