Stadtblattartikel von Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg, Bündnis 90/Die Grünen – Ausgabe vom 20.07.2022
Es gibt Menschen, die sich eine wichtige Aufgabe zu eigen machen – gegen Widerstände, trotz persönlicher Anfeindungen, mit all ihren Kräften. Der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903 – 1968) war eine solche Persönlichkeit. Fritz Bauer studierte u.a. in Heidelberg und wurde hier promoviert. Eine steile juristische Karriere endete abrupt 1933, als er als Jude aus dem Justizdienst entlassen und im KZ Heuberg interniert wurde. Er floh über Dänemark nach Schweden.
Kurt Schuhmacher überredete ihn 1949 zurückzukehren, was ihm sehr schwerfiel. Fassungslos nahm er wahr, dass die westdeutsche Justiz kein Interesse hatte, NS-Unrecht aufzuklären und zu verfolgen. Viele Angehörige der Justiz waren selbst nationalsozialistisch belastet. 1949 und 1951 wurden Straffreiheitsgesetze für NS-Täter verabschiedet; auch belastete Beamte konnten in den Staatsdienst zurückkehren. Früherer Widerstand gegen den NS-Staat galt dagegen immer noch als Hochverrat.
In einem Prozess des Braunschweiger Landgerichts erreichte Bauer, dass ein Ex-Wehrmachtsgeneral, der Stauffenberg und seine Mitverschwörer als Hochverräter verunglimpft hatte, verurteilt wurde. Dadurch und mit Bauers Aussage „Ein Unrechtsstaat (…) berechtigt jedermann zur Notwehr“ waren die Verurteilten vom 20. Juli rehabilitiert. 1956 wurde Bauer hessischer Generalstaatsanwalt und zog die Zuständigkeit für alle im KZ Auschwitz begangenen Straftaten an sich. Nach den Auschwitzprozessen 1963 bis 1966 war ein Verschweigen und Verdrängen nicht mehr möglich, die deutsche Gesellschaft musste sich der verbrecherischen Vergangenheit stellen. Bauer ging im Interesse der Aufklärung auch sehr ungewöhnliche Wege: Informationen über den Aufenthalt Adolf Eichmanns in Argentinien gab er dem israelischen Mossad weiter. Zu den deutschen Diensten hatte er kein Vertrauen.
2015 machte der damalige Landgerichtspräsident Lotz durch eine Ausstellung im Justizzentrum auf die überragenden Verdienste Fritz Bauers aufmerksam. Die Idee entstand, eine Straße oder einen Platz nach ihm zu benennen. Und da in den Plänen für das damalige Bauhausgelände ein Platz direkt vor dem Justizzentrum vorgesehen war, lag es nahe, diesen nach Fritz Bauer zu benennen. Der Platz wird derzeit vorbereitet, der Bezirksbeirat Weststadt und der Hauptausschuss haben der Benennung zugestimmt und ich hoffe auf eine breite Zustimmung in der Gemeinderatssitzung am 20. Juli.