Stadtspitze zu langsam – nach 5 Jahren erste Ideen für Hitzeschutz

PRESSEMITTEILUNG VOM 18.10.2022 – GEMEINDERATSFRAKTION BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE

Vor fünf Jahren hatte der Gemeinderat die Stadtspitze beauftragt, ämterübergreifend einen Hitzeanpassungsplan zu erstellen. Zahlreiche Hitze-Sommer später ist wenig passiert. Die Grünen-Fraktion hatte immer wieder nachgehakt. Drei Wochen vor der OB-Wahl kommt das Thema in den Fachausschuss – aber das Ergebnis ist dürftig und hat mit einem fertigen Hitzeaktionsplan noch nichts zu tun.

„Bemerkenswert ist, dass erst nach fünf Jahren dem Fachausschuss statt eines echten Hitzekonzepts nun eine halbherzig zusammengeschusterte Maßnahmenliste vorgelegt wird, die offensichtlich nur im OB-Wahlkampf suggerieren soll, dass der amtierende OB sich um dieses Thema kümmern würde. Dabei ist jahrelang beim Thema Hitzeschutz in Heidelberg nichts passiert, obwohl es die politischen Beschlüsse dazu bereits seit langer Zeit gibt“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Derek Cofie-Nunoo.

Nachdem lange Zeit nichts in die Wege geleitet wurde, hatte die Grünen-Fraktion 2019 erneut ein Konzept eingefordert, wie das Mikroklima in stark wärmebelasteten Stadtteilen verbessert werden kann. Auch dieses Konzept wurde bisher nicht erstellt. Im Doppelhaushalt 2021/2022 wurden auf Antrag der Grünen-Fraktion finanzielle Mittel für ein Entsiegelungsprogramm und neues Personal für die Bereiche „Stadtbegrünung“ und „Klimawandelanpassung“ bereitgestellt. Jetzt ist das Personal da. „Wir sind froh, dass es endlich losgeht. Aber so willkommen die ersten Maßnahmenvorschläge auch sind, können sie nur erste Schritte sein. Ein Hitzeaktionsplan braucht eine Strategie: Ämterübergreifende Koordination und eine strukturierte Vorgehensweise, wie Konzepte für hitzebelastete Stadtteile, für die Bau- und Freiflächenplanung, umfassende Gesundheitskonzepte und Warnsysteme und Evaluation“, betont Grünen-Stadträtin Dr. Ursula Röper.

OB-Kandidatin Theresia Bauer machte bereits vor Monaten klar: „Wir brauchen dringend lokale Maßnahmen, die zur Anpassung an den Klimawandel und zur Verbesserung der kleinklimatischen Bedingungen beitragen. Hitzeschutz für Jung und Alt muss bei der Entwicklung neuer Quartiere und Plätze von Anfang an eine viel größere Rolle spielen. Heidelberg braucht einen Hitzeplan. Denn Hitzeschutz ist Gesundheitsschutz.“

Die Grünen-Stadträtin Dr. Marilena Geugjes betont: „Die Stadtspitze in Heidelberg handelt nicht konsequent genug, um effektiven Schutz vor Hitze sicherzustellen. Wir brauchen mehr wirksame Klimaschutzmaßnahmen. Zusätzlich müssen wir unser Leben an zukünftige Hitzewellen anpassen, die nicht mehr vermeidbar sind. Und diese treffen vor allem Städte mit voller Wucht. Wir brauchen einerseits städtebaulichen Maßnahmen für ein kühleres Stadtklima und müssen andererseits im Sinne des Zivilschutzes explizit alte Menschen, Pflegebedürftige und chronisch Kranke, Säuglinge und Kleinkinder sowie Personen, die schwere körperliche Arbeit im Freien verrichten, vor der Hitze schützen. Es ist Aufgabe der Städte, Hitzeaktionspläne zu erarbeiten, um ihre Bevölkerung zu schützen. Heidelberg hat das Thema bisher verschlafen.“

Gezielte Maßnahmen, wie begrünte Fassaden und Dächer, mehr Bäume und Grünflächen, die Entsiegelung und die Begrünung von versiegelten Flächen z.B. Verkehrsflächen, ein stadtweites Netz von kostenlosen Trinkwasserstationen sowie Sonnensegeln auf Spielplätzen könnten den Auswirkungen der Hitze entgegenwirken. Aus vielen solcher bislang nur als Einzelmaßnahmen umgesetzten Vorschläge muss ein Konzept entwickelt werden. Außerdem müssen Hitzeschutzpläne für Einrichtungen wie Kitas und Pflegeheime entwickelt und schon bestehende Hitze-Hot-Spots umgestaltet werden. Bestehende Bäume müssen besser vor Trockenheit geschützt werden. Aktuell sterben in Heidelberg pro Jahr über 300 Bäume an Trockenheit. Auch muss die Stadt künftig schon frühzeitig während der Planungsphase auf ausreichend unterirdischen Bauraum für Bäume und Großgrün achten. Große versiegelte städtische Flächen – wie Schulhöfe, Parkplätze oder auch Plätze wie den Gadamerplatz – könnten teilweise mit halb-lichtdurchlässigen PV-Dächern überdacht werden. Das sorgt einerseits für Schatten, andererseits wird erneuerbarer Strom produziert.