In Deutschland entfallen etwa 35 Prozent des Energieverbrauchs auf den Gebäudebereich. Um die Ziele der Energiewende zu erreichen, müssen Häuser und Gebäude energieeffizienter werden. Aus diesem Grund veranstaltete die Grünen-Fraktion in Heidelberg eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Sozial-ökologisch Bauen und Sanieren“, bei der die Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende für Hausbesitzer*innen, Handwerksbetriebe, die Baubranche und Kommunen thematisiert wurden.
Expert*innen aus verschiedenen Fachbereichen beleuchteten in Impulsvorträgen, welche Umbaumaßnahmen sinnvoll und umsetzbar sind und wie ökologisches Bauen und Sanieren auch kostengünstig und sozial gerecht gestaltet werden kann. Rund 40 Personen kamen ins „Forum am Park“. Die Veranstaltung wurde von Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner moderiert.
Dr. Franziska Brantner, Bundestagsabgeordnete der Grünen und Staatssekretärin, betonte die Bedeutung des Heizungsgesetzes von Minister Habeck und zitierte dabei eine prägnante Formel mehrerer Europapolitiker: „Wir können global Putin isolieren, wenn wir unsere Häuser isolieren.“
Weitere Expert*innen auf dem Podium waren Dr. Iris Beuerle vom Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (VBW), Alexander Rother als Netzwerk-Manager von „Solid Unit“ und Dr. Martin Pehnt vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu).
Dr. Martin Pehnt betonte die Bedeutung von Sanierungsmaßnahmen für Ressourcen- und Klimaschutz und machte deutlich, dass kleine Schritte für alle umsetzbar sind. Er nannte als Beispiele das Dämmen von Rollladenkästen und Decken, die Installation von Balkon-PV-Anlagen und die Zeitschaltung von Zirkulationspumpen. Diese Maßnahmen seien effektiv und könnten durch Förderungen Kosten sparen. Laut Pehnt werden in Heidelberg knapp 1400 Gigawatt-Stunden Wärme pro Jahr benötigt, zu 80 Prozent für Raumwärme. Rund die Hälfte der Haushalte werde mit Fernwärme versorgt, Erdgas decke noch etwa 40 Prozent des Bedarfs, der Anteil von Heizöl liege bei sieben Prozent.
Dr. Iris Beuerle vom Verband VBW machte deutlich, dass Bauherren derzeit wenig Einfluss auf die Entwicklung der Bauwerkskosten haben. „Es ist aufgrund hoher Baukosten und Investitionen für gemeinwohlorientierte und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen kaum mehr möglich, Wohnraum für 8 Euro pro Quadratmeter anzubieten.“ Sie forderte daher, dass das Bauen einfacher und schneller möglich sein müsse und Kommunen die gemeinwohlorientierte Wohnungsunternehmen stärker unterstützen müsse.
Grünen-Stadtrat Manuel Steinbrenner wies darauf hin, dass eine Fraktion für den aktuellen Doppelhaushalt 2023/24 der Stadt Heidelberg eine massive und langfristige Stärkung des Eigenkapitals der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH erreicht habe. Diese ermöglicht der GGH Investitionen von zusätzlich rund 15 Millionen Euro.
Alexander Rother hob hervor, dass eine unvoreingenommene Betrachtung der Baustoffe und eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung über den gesamten Lebenszyklus entscheidend sind, um das bestmögliche Ziel im Sinne der Nachhaltigkeit und des geringsten CO2-Ausstoßes zu erreichen.
Moderator Manuel Steinbrenner betonte, dass die Klimaziele im Gebäudesektor sozialverträglich umgesetzt werden müssen, indem jedes Gebäude eine maßgeschneiderte und kostengünstige energetische Sanierungslösung erhält. Die Veranstaltung verdeutlichte die Notwendigkeit, ökologisches Bauen und Sanieren einfach umzusetzen, um Energie und Geld zu sparen und zur Energiewende beizutragen.
Hier finden Sie die Präsentationen der Referent*innen:
- Dr. Iris Beuerle, Sozial-ökologisch Bauen und Sanieren
- Dr. Martin Pehnt, Impuls: Sanieren in Heidelberg
- Alexander Rother, Nachhaltigkeit in der Baubranche
Foto: Bauprojekt “Offenes Wohnen im Thulekiez”, zanderroth architekten, Berlin